Demokratie

Wahlrecht mit 16

Wir möchten auch in Hessen Wahlrecht ab 16 für Landtags- und Kommunalwahlen. Knapp 119.000 Jugendliche in Hessen könnten bei der kommenden Wahl mit über ihre Zukunft entscheiden. Dies möglich zu machen, wurde schon zur letzten Wahl auch von regierenden Parteien versprochen.Regierungsprogramm 2018 von Bündnis 90/Grünen, Seite 69

Wahlsystem mit mehreren Stimmen

Wir möchten Ihnen bei Parlamentswahlen, ähnlich wie schon bei den Kommunalwahlen, mehrere Stimmen geben, die Sie ggf. auf verschiedene Parteien verteilen können, um Ihre politischen Vorstellungen bestmöglich abdecken zu können. Eine differenzierte Wahlmöglichkeit mit Gewich­tung (Kumulieren) von Stimmen ist der Schlüssel dafür, echte Inhalte als Grundlage der Wahl­entscheidung an die Stelle strategischer Über­legungen und Bauchgefühl zu stellen.

Kollektive Intelligenz statt Koalition

Es ist in deutschen Parlamenten seit jeher üblich, dass wenn keine Partei allein regiert, sich eine Koalition aus einigen wenigen Parteien bildet, die eine knappe Mehrheit im Parlament hat und damit Gesetze und Beschlüsse gegen eine unterlegene Opposition durchsetzt. Bei einem Regierungswechsel geht es dann mit vertauschten Rollen genau so weiter. Das ist kein besonders gutes System - es ist lediglich das beste, das wir kennen.

Die etablierten Parteien beanspruchen, alle rele­vanten Themen abzudecken und im besten Fall allein regieren zu können. Dafür werden zu allem ein paar Punkte ins Programm geschrieben, die gut klingen sollen und auf keinen Fall abschreckend wirken dürfen. Im Ergebnis entstehen recht belanglose Programme mit wenig konkreten Zahlen und es wird zunehmend gleichgültig, wen man wählt. Somit wird eine eigentlich mögliche Wahlvielfalt eingeschränkt.

Konsequenter Klimaschutz aber eckt an. Menschen die sich mit dem Thema beschäftigen verstehen die Notwendigkeit und sind bereit auch unliebsamen Forderungen ihre Stimme zu geben. Niemand hat in unserer komplexen Welt die perfekte Antwort auf alles. Wir glauben aber, dass jeder Mensch qualifiziert ist, gute Entscheidungen in den Themen zu treffen, die ihn besonders interessieren. Ein System, in dem zu jedem Thema nur einige spezialisierte Parteien auf hohem Niveau um die besten Lösungen streiten, kann bessere Ergebnisse liefern und lässt sich weniger durch Lobby manipulieren.

Kooperation als Grundlage spezialisierter Politik

Um ihres Machterhalts willen integrieren die gro­ßen Parteien sehr verschiedene Strömungen, deren Differenzen untereinander größer sind, als die zwischen uns und manchen anderen Kleinparteien. Während Menschen, die für bestimmte Inhalte in die Politik gehen, oft schon in der eigenen Partei scheitern, behaupten sich stattdessen solche, die ihre Zeit vor allem in strategische Machtspielchen stecken und ihre Person profilieren.

In kleineren Parteien können sich die Mitglieder meistens besser auf ihre Ziele konzentrieren. Wie viel Raum welche Themen in der politischen Debatte einnehmen, sollte nicht am Verhandlungs­geschick bestimmter Parteien oder der Notwendig­keit, diese in eine Koalition aufzunehmen, hängen. Das sollen Sie bei der Wahl mit ihrer Stimme entscheiden.

Wir legen viel Wert auf gute Kontakte zu anderen, progressiven Parteien. Zu einigen erlauben wir sogar Doppelmitgliedschaften. Ziel ist, dass Ihnen eine große Auswahl an Parteien angeboten wird, die im Parlament dann auch miteinander regieren können.

5%-Hürde: Ein Relikt der Vergangenheit

Bei der letzten Landtagswahl in Hessen sind 6,5% der Stimmen für die Mandatsverteilung ignoriert worden, also mehr, als die Höhe der Hürde selbst.https://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl_in_Hessen_2018 Die Saarlandwahl 2022 toppte diesen Wert mit 22,3% der gültigen Stimmen, die nun nicht im Parlament vertreten sind.https://de.wikipedia.org/wiki/Landtagswahl_im_Saarland_2022 Die Prozenthürde wird mit dem Argument gerechtfertigt, die Politik zu stabilisieren. Stattdessen führt sie zu einer Delegitimation des Parlaments, das nicht mehr repräsentativ ist. Laut Bundesverfassungsgericht bedarf die Hürde eines zwingenden Grundes und muss an aktuelle Gegebenheiten angepasst werden.https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/163866/60-jahre-fuenf-prozent-huerde/#Geringere%20H%C3%BCrde%20bei%20Europawahlen Wir sehen keinen zwingenden Grund für eine solche Hürde. Eine Koalitionsbildung ist allgemein nicht erforderlich und auch dass diese z.B. im Saarland erheblich erschwert worden wäre, wenn Parteien, die in anderen Bundesländern teils in der Regierung sitzen, nicht ausgeschlossen worden wären, ist völliger Unsinn.

Keine Selbstbedienung für regierende Parteien!

Allgemein lässt sich aus der Anzahl der Parteien kaum ein Rückschluss auf die politische Stabilität eines Landes ziehen. Ein häufiges Muster, das auf eine Schwächung der Demokratie hindeutet, ist, wenn regierende Parteien oder Präsidenten das Wahlsystem zu ihrem eigenen Vorteil abändern.

Vor diesem Hintergrund ist die Durchsetzung einer 3,5%-Hürde bei der EU-Wahl gegen das Bundesverfassungsgericht scharf zu kritisieren.https://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20220429IPR28242/parlament-neue-regeln-fur-europawahl-eu-weiter-wahlkreis-gefordert Die kommende EU-Wahl wird die Letzte sein, bei der Sie die volle Wahlfreiheit haben werden.

Die Ampel will eine überfällige Reform zur Ver­kleinerung des Parlaments ausnutzen, um die Grundmandatsklausel zu streichenhttps://www.zdf.de/nachrichten/politik/wahlrecht-wahlrechtsreform-bundestag-grundmandatsklausel-100.html und sich selbst einen größeren Anteil der Sitze zu sichern.

Um zu verhindern, dass isolierte Abgeordnete das Parlament blockieren, könnte man auch jene, denen es nach der Wahl nicht gelingt, sich eine relevant große Fraktion zu suchen, in ihrer Rede­zeit beschränken, statt Stimmen zu verwerfen. Das funktioniert in lokalen Parlamenten sehr gut.